Boomer kämpfen ritterlich für Buga und Bäume

Boomer kämpfen ritterlich für Buga und Bäume

Als Bäume aus dem Hambacher Forst verkleidet, lasen Walter Baum (links), Sophia Dietrich und Felix Baum bei der Sitzung der Boomer Ritter Ökoaktivisten und Braunkohlebefürwortern die Leviten. Foto: Peter Karges

Von RZ Mitarbeiter Peter Karges

Koblenz. Ihre Ritterkluft lässt auf anderes schließen, aber die Boomer Ritter, 2001 gegründet, gehören zu den „Küken“ im Koblenzer Karneval. Ihr Stadtteil, Bubenheim, ist mit 1366 Einwohnern (Stand Januar 2019) auch nicht gerade das Manhattan von Koblenz. Und dennoch haben es die Ritter geschafft, dass sie in der ersten Liga des Koblenzer Karnevals spielen. Warum dies so ist, verdeutlichte am Wochenende ihre Sitzung. Da man daheim seit nunmehr zwei Jahren keine eigene Heimstätte mehr hat, mussten die närrischen Rittersleute im Exil Karneval feiern – in der Rübenacher Schützenhalle.

Das Erfolgsrezept der Bubenheimer Sitzung, die souverän von Dirk Brasen geleitet wurde, ist dabei recht einfach: Der eigene Ort muss in den Mittelpunkt der Fastnacht. Exemplarisch hierfür war das närrische Quartett von Astrid Dötsch, Bettina Saal, Anja Höfer und Heike Kesselheim. Die Damen brachten noch einmal die Buga ins Gespräch, aber nicht als Souvenir vergangener Tage, sondern als eine neue Gartenschau ganz allein für Bubenheim. Wobei sie einräumten, dass es schon Schwierigkeiten geben wird, bevor das Blütenmeer in Boom erstrahlt. „Denn wie sollen die Besucherströme überhaupt zu uns kommen, rechts ist das Gewerbegebiet und links die Nordtangente, und zwar ohne Fußgängerbrücke“, fragte das närrische Quartett ironisch. Dabei hatten die vier Damen sogar schon ein Konzept für die Nachnutzung parat: „Aus dem Kassenhäuschen machen wir dann unsere Gemeindehalle.“ Nicht in die Bubenheimer Gemarkung, aber in den Hambacher Forst entführten hingegen Walter und Felix Baum sowie Sophia Dietrich. Mit majestätischen Kronen als Bäume verkleidet lasen sie sowohl Ökoaktivisten als auch Braunkohlebefürwortern die Leviten.

Natürlich hat der Bezug auf die eigenen Wurzeln auch irgendwo seine Grenzen. Für das Mondäne und Weitläufige war dann vor allem der Tanz zuständig. Die Boomer Frauen entführten dabei in die 80er-Jahre. Andere Tanzformationen waren unter anderem die Kirmes- und Karnevalsgesellschaft Rübenach, die in der Schützenhalle ja quasi ein Heimspiel hatte, die Bullewätjer und die Schängelpänz. Einen starken Eindruck hinterließ unter anderem auch die Showtanzgruppe der Kesselheimer Kapuzemänner. Zu einem Medley verschiedener Hits der vergangenen 40 Jahre, von Marianne Rosenbergs Evergreen „Er gehört zu mir“ bis hin zu Rio Reisers „König von Deutschland“, präsentierten sie eine hinreißende Show, die die Schützenhalle schnell zum Kochen brachte. Das Resultat: Schon um kurz vor Zehn gab es die erste Polonaise im Saal. So boten die Boomer Ritter vor dem herrlichen Bühnenbild des Schlosses Stolzenfels eine närrische Tafelrunde, die keine karnevalistischen Wünsche offen ließ. Dass man sich an die Tafelrunde auch Gäste einlud, wie unter anderem die Tanzgruppen vom Narrenclub Waschem oder den Fidelen Mädchern aus Wallersheim sowie Thomas Flöck von den Layer Heimatfreunden, verstand sich für gastliche Ritter von selbst.

Rhein Zeitung – 11.02.2019

Kommentare sind geschlossen.